Von der Hippiekommune zur Style-Ikone
Wer hätte gedacht, dass die einstigen „Ökolatschen“ mal den roten Teppich erobern? Was früher in Hippiekommunen ein stiller Protest gegen den Mainstream war oder bloß als gesunde Hausschuhe getragen wurde, ist heute ein fester Bestandteil der High-Fashion-Welt.
Birkenstocks, bekannt für ihr anatomisches Fußbett und Korksohlen, haben einen Imagewandel vollzogen, der seinesgleichen sucht. Von Hollywood-Stars auf der Oscar-Verleihung getragen, über Gastauftritte im preisgekrönten „Barbie“-Film bis hin zu den Füßen von Topmodels – Birkenstocks sind Kult und einfach schicke, modische Hausschuhe für drinnen und draußen.
Doch jetzt geht der Schuhhersteller noch einen Schritt weiter: Birkenstock fordert die Anerkennung seiner Sandalen* bzw. Clogs* als Kunst – genauer gesagt, als angewandte Kunst im Stil des Brutalismus. Eine mutige Behauptung, die derzeit vor dem Bundesgerichtshof verhandelt wird.
Drei der beliebtesten Birkenstock Hausschuhe



Warum Kunst? Und warum jetzt?
Hinter diesem juristischen Manöver steckt mehr als nur der Wunsch nach Prestige. Seit der Übernahme durch den Luxuskonzern LVMH (ja, dieselben Leute, die hinter Louis Vuitton und Christian Dior stecken) und dem Börsengang 2023 steht Birkenstock unter Druck, noch profitabler zu werden. Der Umsatz hat sich dank des Trendschuh-Status in den letzten fünf Jahren verdoppelt, und ein Paar Sandalen kostet mittlerweile schnell zwischen 90 und 150 Euro.
Aber mit Erfolg kommen auch Nachahmer. Billige Kopien überschwemmen laut Birkenstock den Markt, und die Marke möchte das Original schützen. Der Knackpunkt: Einfache Design- oder Patentrechte reichen nicht aus – die Fristen sind längst abgelaufen. Das Urheberrecht hingegen, das Kunstwerke absichert, bietet einen umfassenderen Schutz. Die Herausforderung: Kann man Sandalen wirklich als Kunstwerk bezeichnen?
Der Streit um die Klassiker
Im Fokus stehen die ikonischen Modelle:
- Arizona: Die Sandale, also ein offener Hausschuh, mit zwei breiten Riemen, ein echter Dauerbrenner.
- Madrid: Minimalismus pur mit nur einem Riemen.
- Gizeh: Der Zehentrenner, der Eleganz und Komfort verbindet.
- Boston: Der gemütliche Clog als geschlossener Hausschuh für alle Jahreszeiten.
Für Birkenstock sind diese Designs mehr als nur Schuhe – sie sind Werke der angewandten Kunst. Laut Unternehmensanwalt Konstantin Wegner machen Details wie die Schnallen, Materialien und Riemenführung sowie deren Kombination die Sandalen einzigartig. Der Stil? Brutalismus, wie er in den 1970er-Jahren revolutionär war.
Kunst oder Funktionalität?
Es gibt schon wirklich kunstvolle Birkenstocks



- Nicht alle sind überzeugt. Kritiker wie der Schuhexperte Philipp Kassel, der in einem betreffenden Artikel von Deutschlandfunk Kultur zu Wort kommt, weisen darauf hin, dass die Sandalen vor allem ergonomisch gestaltet wurden – nicht, um künstlerisch zu beeindrucken.
- Auch Birkenstocks eigene Kampagne „Ugly for a reason“ („Hässlich aus gutem Grund“) aus 2023 spielte mit der Idee, dass der Fokus auf Komfort und Gesundheit liegt, nicht auf Schönheit. Kann ein „hässliches“ Design also Kunst sein?
- Ein weiteres Argument gegen den Kunststatus ist die Massenproduktion. Florentine Nadolni vom Museum der Dinge in Berlin betont ebenfalls bei Deutschlandfunk Kultur, dass Kunstwerke normalerweise Unikate sind. Andererseits: Die „Wagenfeld-Leuchte“ oder der „Porsche 356“ haben es ebenfalls geschafft, als Kunstwerke anerkannt zu werden – trotz ihrer industriellen Fertigung.
Juristische Gratwanderung
Der Bundesgerichtshof steht vor einer schwierigen Entscheidung. Laut Juristen müssen die Sandalen eine „Gestaltungshöhe“ erreichen und als eigenständige Schöpfung des Erfinders Karl Birkenstock gelten. Doch was zählt mehr: kulturelle Bedeutung oder die ursprüngliche Absicht?
Für die Anerkennung spricht, dass Birkenstock seit Jahrzehnten an den ursprünglichen Designs festhält, was zu einem hohen Wiedererkennungswert führt. Außerdem haben die Schuhe die Popkultur beeinflusst und stehen mittlerweile symbolisch für eine ganze Ära.
Fazit: Kunst oder nicht – warum wir Birkenstock lieben
Ob Birkenstocks als Kunst anerkannt werden, bleibt abzuwarten. Eins ist jedoch sicher: Die Marke hat sich vom belächelten Gesundheitsschuh zu einem globalen Statussymbol entwickelt.
Der Rechtsstreit ist nicht nur ein Kampf gegen Nachahmer, sondern zeigt auch, wie die Grenzen zwischen Kunst, Design und Alltag immer mehr verschwimmen. Vielleicht werden wir bald Birkenstocks in Museen bewundern – als Zeugnis dafür, dass auch scheinbar simple Alltagsgegenstände eine kulturelle Bedeutung erlangen können.
Wir sind jedenfalls echte Fans der Kult-Hausschuhe und -Sandalen. Egal ob Arizona, Boston, Gizeh oder Madrid – die Modelle bieten eine tolle Mischung aus Funktionalität und Stil. Birkenstocks überzeugen nicht nur durch ihre Langlebigkeit (die Modelle können erfahrungsgemäß mehr als 10 Jahre halten), sondern auch durch ihre durchdachte Ergonomie. Das anatomisch geformte Fußbett sorgt für Tragekomfort, während die hochwertigen Materialien wie Naturkork und Leder für Strapazierfähigkeit stehen.
Ob minimalistischer Zehentrenner, schicker Clog oder klassische Sandale – die Designs sind modern, vielseitig und ein echter Hingucker. Mit einem Paar Birkenstocks hat man nicht nur einen funktionalen Schuh, sondern ein Statement, das für Qualität, Stil und Komfort steht.
Das macht sie – Kunst hin oder her – zu einem zeitlosen Klassiker, der in keinem Schuhschrank fehlen sollte.
___
Quelle ds Titelbildes: https://pixabay.com/photos/slippers-birkenstock-cat-red-3887/